Tag 2: 4. August 2002

 

Karlsruhe - Ulm, die einzige Autobahn - Etappe. Tempo 110 bedeutet materialschonendes Gleiten für die Bergmeister und gnadenlose 150 Vollgaskilometer für die KR 26 Aero.

Beste Wetterbedingungen beim Start um 9.30 Uhr machen die Fahrt durch den Pfälzer Wald in Richtung Landau zum Kurvengenuss. Kurz vor Karlsruhe versucht Peter den nur mehr an Gaszug und Spritschlauch hängenden rechten V35-Vergaser während der Fahrt wieder an seinen vorgesehenen Platz auf den Ansagstutzen zu manövrieren, was ihm trotz akrobatischer Leistungen nicht so recht gelingen will. Ein "Technischer Halt" muss eingelegt werden. Der einzige Autobahnabschnitt der Strecke steht jetzt bevor, bis Ulm wird die BAB 8 befahren. Seit dem Start am Morgen war noch keine Tankstelle an der Strecke in Sicht und mittlerweile wird der Sprit an allen drei Maschinen knapp, die Autobahnhatz mit einem Schnitt von 100 km/h tut ihr übriges dazu.

Als sich endlich die nächste Zapfsäule in 50 Kilometern Entfernung angekündigt bleibt keine andere Wahl, auf dem nächsten Parkplatz müssen die Reservekanister aus dem Servicebus geholt werden. Die Scherzfrage von Uwe, wo denn Peters Nummerschild abgeblieben ist, findet der überhaupt nicht komisch. Wo noch vor kurzem das Kennzeichen mit den mühsam ergatterten Hartplaketten montiert war, schaut Peter irritiert in seine gähnend leeren Kotflügelbohrungen. Peter trägt es mit Fassung und es werden schon Vorschläge zum Bepinseln einer Pappattrappe gemacht, da zieht Uwe lässig das Schild aus seiner Lederjacke. "Habe ich eben auf dem Seitenstreifen aufgesammelt", ist sein trockener norddeutscher Kommentar und ein erlösender Gesichtsausdruck ist auf allen Gesichtern abzulesen. Abends soll dann der Preis dieser "Dienstleistung" in bewährter flüssiger Währung ausgehandelt werden. Um 13 Uhr wird Ulm passiert.

Zwischen Ulm und Kempten bringt ein Gewitterguss der Extraklasse eine im Wortsinn überflüssige Abkühlung...

Ein Gewitter der heftigsten Art führt gegen 16 Uhr, kurz vor Kempten zu einer Zwangspause. Das Vordach eines Saunaclubs wird dabei zum trockenen Unterstellplatz, bis die sturzbachartigen Hagelgüsse etwas nachgelassen haben. Der landschaftlichen Reize des Allgäus bei Kempten und Nesselwang bleiben in Wolken und Regen verhüllt ­ fahren, fahren ­ Kilometer machen ist das einzige was zählt. Als das Wetter sich endlich bessert verlangt die Sprenger-V35 nach einer kleinen Schraubereinlage in Form eines "technischen Haltes". Der Zündfunke des rechten Zylinders versteckt sich irgendwo in den Elektrikeingeweiden der Zündanlage. Die Fehlerdiagnose entlarvt eine defekte (erst vor der Abfahrt neu montierte!) Zündspule. Manfred hat vorgesorgt und zieht ein Neuteil mit schon vorsorglich angelötetem Zündkabel aus den unteren Fächern seines Tankrucksacks.
15 Minuten später sitzen alle wieder im Sattel in Richtung österreichische Grenze und nach 373 Tageskilometern ist um 18 Uhr in Unterpinswang bei Reutte Feierabend.

Die Lagebesprechung des Abends bringt folgendes Fazit: der geplante Ruhetag nach halber Streckendistanz muss ausfallen, denn schon jetzt fehlen über 200 Kilometer von dem angepeilten Sollwert, das schlechte Wetter und die Schraubereinlagen verlangen ihren Tribut. Peter will vor der Abfahrt noch andere Düsensätze austesten, da muss mehr kommen, wenn die Leistung in den Bergen stimmen soll, meint er. Er ist eben noch auf Probefahrt. Mit Bedüsungsphilosophien der Zwei-Vergaseranlage in Verbindung mit den richtigen Zündkerzengesichtern wird der Abend beschlossen.

[weiter]

Die Tour im Überblick:

[Vorbereitung] [Tag 1] [Tag 2] [Tag 3] [Tag 4] [Tag 5] [Tag 6] [Tag 7] [Tag 8] [Einblicke] [Dankeschön!]